Chinesischer Smartphonehersteller sieht sich als Mischung aus Amazon und Google
Der chinesische Smartphone-Hersteller Xiaomi hat sich auf seinem Heimatmarkt zu einem Phänomen entwickelt. Erst vor zwei Jahren gestartet konnte der junge Konzern laut Canalys-Analysten Apple in Sachen Marktanteil überholen. Sowohl das Xiaomi Mi-1, als auch das Xiaomi Mi-2 und auch das kürzlich veröffentlichte Budget-Phone "Red Rice" waren große Erfolge. Nun erklärt Gründer und CEO Lei Jun gegenüber Reuters, wie man sich von Apple unterscheidet und eigentlich eine Internetfirma ist.
"Wir haben bereits ein Geschäft mit mobiler Hardware und wollen es mit einer Internetplattform ergänzen, mit der wir mehr Geld verdienen", erklärt Jun auf die Frage von Reuters-Reporterin Jane La, wie der Konzern mit seinen niedrigen Gerätepreisen so gut überlebt.Microsoft und die Kartonschachteln. Den Terminus Web-Unternehmen hält er für angebracht und zieht einen Vergleich zu einem Riesen in der IT-Branche. "Microsoft verkauft sein System auf einer CD in Kartonschachteln. Trotzdem würde niemand sagen, Microsoft sei ein Kartonschachtelproduzent."Generell ist Jun der Ansicht, dass es den Menschen noch an Verständnis dafür fehlt, was für Art von Unternehmen Xiaomi eigentlich ist. "Das Internet repräsentiert eine fortgeschrittene Weise des Denkens. Unternehmen, die sich damit rüsten, haben einen großen Wettbewerbsvorteil."
Amazon meets Google
"Wir unterscheiden uns sehr von Apple", antwortet er energisch auf die Frage nach dem gängigen Vergleich. "Apple hat eine sehr einfache Vorstellung von seinen Kunden", so Jun. Dementsprechend gäbe es ein Produkt, das iPhone, für alle und die Individualisierungsmöglichkeiten seien rar.
Individueller als Apple
Er verweist auf die von Xiaomi entwickelte Android-Firmware MIUI und ihre zahlreichen Anpassungsmöglichkeiten für Design und Funktionalitäten. In der Tat erfreut sich diese unter Custom ROM-Entwicklern hoher Beliebtheit. "Wenn die Leute uns wirklich mit anderen Unternehmen vergleichen wollen", meint Jun, "dann kann man sagen: Xiaomi sieht ein bisschen aus wie Apple, ist aber in Wahrheit sehr wie Amazon mit ein paar Elementen von Google."
Xiaomi-Phones wie Kindle-Geräte
Angesprochen auf den verhältnismäßig günstigen Preis der Geräte verweist abermals auf Internetplattformen. Xiaomi betreibt eigene Storesfür mobile Apps und Spiele und verdient daran. "Was die Leute noch nicht verstehen, ist, dass das Smartphone nur eine Plattform für die Inhalte ist", so seine Einschätzung. Wichtig seien aber die Dienste dahinter. Der Verkauf von Smartphones ist für den Konzern so wie für Amazon der Verkauf seiner Kindle-Devices.
Gemäß seinen Angaben ist Xiaomi bereits Chinas drittgrößtes E-Commerce-Unternehmen Chinas. Die monatlichen Einnahmen liegen mittlerweile über 3,2 Millionen Dollar pro Monat. Man will sich jedoch viel höher strecken. Schon Ende 2014 möchte man monatlich 21 bis 24 Millionen Dollar umsetzen.
(gpi, derStandard.at, 16.08.2013)
